Wie können wir das „Insektensterben“ bremsen?
Der dramatische Rückgang der Insekten ist nicht neu, schon in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde er dokumentiert und seitdem durch über 100 Untersuchungen belegt. Ebenso klar ist, dass die Intensivierung der Landwirtschaft die Hauptursache ist. Die politischen Vorgaben, durch die intensive und rücksichtslose Bewirtschaftung der Flächen oft stärker gefördert wird als naturschonende, sind erfreulicherweise inzwischen durch neue Förderprogramme etwas verbessert worden.
Trotzdem bekommen Gärten und städtische Grünflächen in dieser Situation eine immer größere Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt. Daher beraten wir die Stadt Bad Oldesloe und den Baubetriebshof dabei, Grünanlagen möglichst insektenfreundlich zu pflegen. Wir kartieren die Pflanzen und stellen dabei fest, dass die meisten Flächen bereits recht artenreich sind, insbesondere wenn sie nur selten gemäht werden. Beispiel: Auf der Obstwiese am Höter Berg, die nur 2 Mal jährlich gemäht wird, fanden wir 1999 30 Pflanzenarten und 2019 über 100! Auch auf häufig gemähten Flächen gibt es 35 bis 60 Arten, die meisten kommen aber nicht zur Blüte und können keine Samen bilden. Daher haben die Stadt Bad Oldesloe und der Baubetriebshof jetzt Insektenschutzflächen ausgewiesen, die nach einem speziellen Konzept gepflegt werden: Teile der Flächen werden zwischen August und Oktober gemäht, auf anderen Flächen bleiben die Kräuter über Winter stehen, damit sich dort die Überwinterungsstadien der Insekten aufhalten können. Diese Flächen werden im April/Mai nach dem Verblühen und Versamen der Frühjahrsblüher gemäht (siehe auch auf der homepage der Stadt Bad Oldesloe unter Streuobstwiesen und Insektenschutzflächen)
Das Aussähen von Blühmischungen ist nur sinnvoll auf nackten Böden oder sehr artenarmen Rasenflächen. Normale Grünflächen umzubrechen und einzusäen ist meist wenig sinnvoll, es ist nicht nachhaltig und bringt oft keine größere Artenvielfalt. Auf einer probeweise umgebrochenen und mit Blühmischung eingesäten Fläche fanden wir nur 25 Pflanzenarten, es war eine unserer artenärmsten Untersuchungsflächen. Ohnehin sollte man für Ansaaten nur Regio-Saatgut mit Arten aus der Region verwenden. Andere Blühmischungen enthalten meist einjährige und gebietsfremde Arten, die nur wenigen unspezialisierten Insekten nützen.
NABU und BUND unterstützen das Pflegekonzept der Stadt Bad Oldesloe auch durch Öffentlichkeitsarbeit, um eine möglichst hohe Akzeptanz zu erreichen. In unserem Programm stehen Besichtigungen von Grünflächen, bei denen wir Pflanzen und Insekten vorstellen wollen
Ausführlichere Informationen auch unter: https://schleswig-holstein.nabu.de/natur-und-landschaft/gruenland/27989.html
Tipps für den Umgang mit Blühmischungen
Um das Insektensterben zu lindern, wird verbreitet empfohlen, Blühmischungen auszusäen. Dabei sollte man unbedingt Regio-Saatgut mit Saat von einheimischen Arten verwenden. Andere Blühmischungen enthalten oft nicht-heimische Arten, die in Konkurrenz zu unseren einheimischen Pflanzen stehen und unseren Insekten weniger nützen.
Außerdem sollten Sie beachten:
Wenn Sie in ihrem Garten oder auf Ihrem Grundstück eine Fläche mit nacktem Boden haben, kann das Aussähen einer Blühmischung (Regio-Saat) geeignet sein, um schnell einen Bewuchs zu bekommen, der Insekten Nahrung bietet. Wenn Sie nichts einsähen, können Sie ebenfalls einen interessanten Bewuchs mit heimischen Arten bekommen, deren Samen bereits im Boden sind. Wenn sie einen Teil der Fläche im Herbst nicht mähen, geben sie einigen Insektenarten auch die Chance, dort zu überwintern oder ihre Eier darauf abzulegen.
Der NABU wirbt seit vielen Jahren dafür, in einigen Bereichen des Gartens Wildkräuter zu dulden und blühen und aussamen zu lassen. Das gilt weiterhin uneingeschränkt! Wenn Sie in Ihrem Garten bereits solche naturbelassenen Bereiche haben, tun Sie damit schon viel für die Artenvielfalt. Bitte roden Sie solche Flächen nicht, um dann eine Blühmischung einzusäen! Sie würden sonst der Artenvielfalt eher schaden als nützen.
Auf einer naturbelassenen Fläche im Garten wachsen Pflanzenarten, für die der Standort geeignet ist. Wenn Sie eine Blühmischung aussähen, müssen Sie damit rechnen, dass einige Samen nicht keinen oder die Pflanzen schnell wieder verschwinden, weil die Standortbedingungen für sie ungünstig sind. Sie dürfen daher nicht enttäuscht sein, wenn Ihre „Blühwiese“ nicht so bunt und vielfältig aussieht, wie Sie erwartet hatten.
Ein Kompromiss zwischen Blühmischung auf nackte Flächen aussäen und Wildkräuter einfach wachsen lassen: Wenn Sie eine relativ eintönig bewachsene Rasenfläche haben, können Sie sie ein bisschen aufkratzen, ggf. das Moos ausharken und in die Lücken die Regio-Saat einsäen.
Insektenfreundliche Pflanzen, die sich für Gartenbeete eignen Dr. Ulrike Graeber, Quelle u.a. www.nabu.de, November 2018 Wildpflanzen für trockene Standorte |
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Deutscher Name |
Botanischer Name |
Farbe |
Blütezeit |
Höhe |
Ackerwitwenblume |
Knautia arvensis |
blauviolett |
7-8 |
mittel |
Akelei |
Aquilegia vulgaris |
blau, violett, rosa, weiß |
5-7 |
mittel |
Blutstorchschnabel |
Geranium sanguineum |
purpurrot |
6-9 |
klein |
Echte Katzenminze |
Nepeta cataris |
rötlich |
7-9 |
mittel |
Echter Steinklee |
Melilotus officinalis |
gelb |
6-9 |
hoch |
Echtes Lungenkraut |
Pulmonaria officinalis |
blau-rot |
3-5 |
klein |
Echtes Seifenkraut |
Saponaria officinalis |
weißlich rosa |
8-10 |
mittel |
Färberkamille |
Anthemis tinctoria |
goldgelb |
6-9 |
mittel |
Feldmannstreu |
Eryngium campestre |
weißlich, grünlich |
7-9 |
hoch |
Fenchel |
Foeniculum vulgare |
gelb |
7-9 |
hoch |
Gemeine Nachtkerze |
Oenothera biennis |
gelb |
8-10 |
hoch |
Große Fetthenne |
Sedum maximum |
rosa, hellgelb |
7-10 |
mittel |
Großer Wiesenknopf |
Sanguisorba officinalis |
dunkelrot |
6-9 |
mittel |
Herzgespann |
Leonurus cardiaca |
hellpurpurn |
6-9 |
hoch |
Karthäusernelke |
Dianthus cartusianorum |
rot |
5-9 |
klein |
Kleinblütige Königskerze |
Verbascum thapsus |
gelb |
7-9 |
hoch |
Moschusmalve |
Malva moschata |
rosa |
6-10 |
hoch |
Natternkopf |
Echium vulgare |
rosa, blau |
5-7 |
mittel |
Orangerotes Habichtskraut |
Hieracium aurantiacum |
orangerot |
6-9 |
klein |
Pechnelke |
Lychnis viscaria |
purpurn |
5-7 |
klein |
Rainfarn |
Tanacetum vulagre |
gelb |
7-10 |
hoch |
Rispenflockenblume |
Centaurea stoebe |
purpurn |
7-9 |
hoch |
Roter Fingerhut |
Digitalis purpurea |
rot |
6-8 |
hoch |
Scabiosenflockenblume |
Centaurea scabiosa |
purpurn |
7-8 |
mittel |
Schwarze Königskerze |
Verbascum nigrum |
gelb |
7-9 |
hoch |
Taubenskabiose |
Scabiosa columbaria |
blauviolett |
7-9 |
mittel |
Tüpfeljohanniskraut |
Hypericum perforatum |
gelb |
7-10 |
mittel |
Wegwarte |
Cichorium intybus |
hellblau |
7-10 |
hoch |
Wiesenflockenblume |
Centaurea jacea |
purpurrot |
6-10 |
mittel |
Wiesensalbei |
Salvia pratensis |
blauviolett |
6-8 |
mittel |
Wiesenschafgarbe |
Achillea millefolium |
weiß, rosa |
6-10 |
mittel |
Wilde Malve |
Malva sylvestris |
rosa |
6-10 |
hoch |
Wilde Möhre |
Daucus carota |
weiß |
6-9 |
mittel |
Wilder Majoran |
Origanum vulgare |
helllila/rosa |
6-10 |
mittel |
Wundklee |
Anthyllis vulneraria |
gelb |
5-8 |
klein |