Amphibienschutz

Der Schutz der heimischen Amphibien liegt uns besonders am Herzen. In vielen Schutzgebieten haben wir neue Kleingewässer als Laichgewässer für Frösche, Kröten und Molche anlegen lassen. Ehemalige Kiesgruben bieten auch seltenen Krötenarten (Kreuzkröte, Knoblauchkröte, Wechselkröte) und Laubfröschen Lebensraum. Die seltenen Krötenarten verschwinden leider wieder, wenn sind die nackten Kiesflächen begrünen und Gebüsch aufwächst.

Froschzäune

An Stellen, wo viele Amphibien auf ihrem Weg vom Winterquartier zu Laichgewässer über die Straße wandern, schützen wir die Amphibien mit „Froschzäunen“ vor dem Tod auf der Straße. Die wandernden Amphibien fallen in eingegrabene Eimer und müssen jeden Morgen über die Straße zum Laichgewässer getragen werden. Wir können daher nur dort Froschzäune aufbauen, wo eine regelmäßige und zuverlässige Betreuung gesichert ist. Aktuell bauen wir im Frühjahr Froschzäune auf an der Straße Rehkoppel bei Rethwischfeld, an der Straße zwischen Elmenhorst und Fischbek und meist in Bargteheide an der Straße Kruthorst.Aufbau des Froschzaunes an der Straße Rehkoppel

Auf Initiative unseres langjährigen Mitglieds Jörg Ruschke haben wir 2015 zum ersten Mal einen Froschzaun von über 300 m Länge an der Straße Rehkoppel aufgebaut, wo schon seit Jahren viele Kröten aus dem Wald über die Straße zu einem Feuerlöschteich und kleinen Wasserkuhlen in einem Acker wandern und in großen Mengen totgefahren wurden. Das Ergebnis war sensationell: 3522 Erdkröten, 112 Teichmolche, 2 Kammmolche, 27 Grasfrösche und einen Teichfrosch haben Jörg Ruschke und einige Anwohner über die Straße getragen. 2016 und 2017 waren die Ergebnisse genauso gut, 2018 wegen der Kälte im März etwas niedriger. Auch 2019 waren es nur ca. 2500 Amphibien, was wir auf den trockenen Sommer 2018 zurückführen. Wir denken nach über die Beantragung einer festen Leitanlage mit Tunneln wie in Nütschau, das wäre aber wohl nur sinnvoll im Zusammenhang mit einer Vergrößerung oder Verbesserung der Laichgewässer. 

Bei Elmenhorst/Fischbek wird der Froschzaun von Frank Fischer betreut, der Bestand liegt bei etwa 400 Amphibien (Erdkröten, Grasfrösche, Wasserfrösche und Teichmolche). In Bargteheide an der Straße Kruthorst hat Kerstin Kommer zusammen mit Kita-Kindern und einer Anwohnerin ca. 300 Kröten über die Straße getragen.

Für unsere ersten Froschzäune bei Dwerkaten und Nütschau haben wir inzwischen bessere Lösungen gefunden, die im Folgenden beschrieben werden:

Amphibien am Schattredder bei Dwerkaten

Bei Dwerkaten wanderten die Amphibien früher aus dem Wald Schattredder zu einem Fischteich auf der anderen Seite der Straße. Ab etwa 1980 hatten wir dort einen Froschzaun aufgebaut und betreut. In einigen Jahren gab es dort bis zu 1500 wandernde Amphibien. Durch intensivere Nutzung des Fischteiches war der Bestand ab 1990 rückläufig. 1992 konnten wir dann zusammen mit dem Kreis Stormarn eine Feuchtwiese am Südrand des Schattredders kaufen, die aufgrund ihrer Lage am Südrand des Waldes hervorragend als Amphibien-Laichgebiet geeignet ist. In Zusammenarbeit mit dem ALW Lübeck konnte der Wasserstand durch Anstau des Entwässerungsgrabens (Ripsbek) angehoben und mehrere Laichgewässer angelegt werden. Die im Schattredder überwinternden Amphibien brauchen auf dem Weg zum Laichgewässer nicht mehr die Straße Sprenge - Dwerkaten überqueren. Wir mussten nur 2 Frühjahre lang die am Froschzaun eingesammelten Amphibien in ein eingezäuntes Laichgewässer auf unserer Wiese bringen, wo sie so lange „eingesperrt“ blieben, bis sie abgelaicht hatten. Damit war der größte Teil der Population umgesiedelt und sicher vor dem Straßentod. Durch die Trockenheit 2018 und 2019 sind leider die meisten Kleingewässer ausgetrocknet.

 Amphibienleitanlage Nütschau Froschtunnel bei Nütschau

Von 1989 bis 2002 hatten wir jedes Frühjahr in Nütschau einen Froschzaun aufgebaut, Durch dieseSchutzmaßnahme nahm der Bestand von 322 (1989) auf bis zu 2422 im Rekordjahr 1999 zu (siehe Tabelle)

Bau der Amphibienleitanlage

Im Frühjahr 2003 wurde eine Amphibienleitanlage mit 3 Tunneln gebaut. Die Straße musste von einer Baufirma an 3 Stellen aufgerissen werden und die Tunnelelemente wurden so eingesetzt, dass sie bündig an die Teerdecke anschließen. Dann wurde auf beiden Straßenseite eine Leitwand eingebaut, die von den Amphibien nicht überwunden werden kann, wenn sie auf die Straße zuwandern. In einen Waldweg, der die Leitanlage quert, musste eine Stopprinne eingebaut werden, in die die wandernden Amphibien fallen und zum Tunnel geleitet werden. Die Gesamtkosten für das Projekt betrugen 53.000 €, Zuschüsse bekamen wir von BINGO!-Lotto (16.000 €), der EU (LEADER+, 10.000 €), der Gemeinde Travenbrück (10.000 €) und vom Kreis Stormarn (4.500 €), dazu eine großzügige Spende der Familie Dräger.

Kontrolle 2006

Seitdem können die Amphibien die Straße ohne menschliche Hilfe queren, und zwar nicht nur bei der Wanderung zum Laichgewässer, sondern auch bei der Rückwanderung. Im Frühjahr 2006 führten wir Kontrollfänge durch mit dem Ziel, nachzuprüfen, wie sich der Amphibienbestand im 4. Jahr nach dem Bau der Leitanlage entwickelt hat, wie viele Amphibien die Tunnel benutzen und wie viele zu den Seiten ausweichen und die Leitanlage umgehen wollen. Daher wurden die Amphibien am Ausgang der 3 Tunnel abgefangen und gezählt. Außerdem wurden an den beiden Enden der Leitanlage (oben bei den Katen und unten im Wald) die Amphibien gefangen, die versuchten, die Leitanlage zu umgehen.

Auswertung der Ergebnisse der Kontrollfänge 2006:

Der Amphibienbestand wird durch die Leitanlage gut geschützt, der Bestand ist insbesondere bei den Erdkröten auf Rekordhöhe angestiegen. Die Tunnel werden gut angenommen, über 84 % der Amphibien wandern durch die Tunnel. Leider versuchen aber etwa 16 % der Amphibien, die Leitanlage zu umwandern. Diese gelangen dann auf die Straße und ein erheblicher Teil von ihnen wird überfahren. Es wird aber nie ganz zu verhindern sein, dass hinter den Enden der Leitanlage einige Amphibien über die Straße laufen und überfahren werden. Da der Amphibienbestand insgesamt gestiegen ist, nehmen auch die „Ausweicher“ und die Totgefahrenen zu. Da man normalerweise nur die Totgefahrenen sieht, bekommt man den falschen Eindruck, dass die Leitanlage zunehmend schlechter funktioniert. Unsere Kontrolle hat aber gezeigt, dass der größte Teil des Amphibienbestandes durch die Tunnel wandert und gut geschützt ist.

Die Amphibien-Leitanlage muss regelmäßig kontrolliert und gewartet werden. Jedes Jahr wird die Laufrinne hinter der Leitwand freigelegt, d.h. Falllaub und von Wühlmäusen aufgewühlter Boden wird weggeschaufelt. Die Tunnel werden alle 1 – 2 Jahre von der Jugendfeuerwehr Travenbrück im Rahmen einer Übung gespült. Durch Autos, die von der Straße abkommen, oder durch umgestürzte Bäume können Leitelemente zerstört werden. Diese müssen entweder mit Spezialkleber wieder zusammengeklebt oder vollständig ersetzt werden. Während der Haupt-Wanderzeit im Frühling verlängern wir die Leitwände an beiden Enden ein Stück mit mobiler Leitwand.

Aus der Tatsache, dass es inzwischen nur noch sehr wenige totgefahrene Amphibien gibt, die versucht haben, die Leitanlage zu umwandern, schließen wir, dass jetzt nicht mehr so viele Amphibien im Waldstück hinter der Leitanlage überwintern. Die kleinen Frösche und Kröten wandern wahrscheinlich nicht so gerne vom Teich aus durch die Tunnel, sondern suchen sich lieber ihren Sommerlebensraum und ihr Winterquartier auf der „richtigen“ Seite der Straße. 20 – 30 Jahre alte Aufforstungen bieten ihnen inzwischen zusätzlichen Lebensraum, so dass sich die Population verlagert hat. Uns ist das sehr recht.